Am Rande
Erfahrungen rund um das Behinderten dasein
Beim stöbern im Netz bin ich auf Familie Hoyt gestossen. Der Vater, der sein behindert geborenen Sohn nie aufgegeben hat, und später bemerkte, wie sportbegeistert sein Sohn war. Sie laufen seit Jahren bei Marathons und Triathlons mit, und haben fünf mal beim Iron man teilgenommen, und dreimal erfolgreich beendet. Irre, jeder der am Iron man teilnimmt hat meine vollen Respekt. Aber den Iron man im Gepäck seines behinderten Sohnes (erwachsener Mann) zu beenden, kann ich gar nicht beschreiben, wie diese Leistung zu bewerten ist. Zuerst mit Schlauchboot durchs Wasser schwimmen, dann mit einem Vorbau auf dem Fahrrad, und zum Schluss noch den Rolli schiebend die Laufstecke zu absolvieren. Hut ab!!!
http://www.youtube.com/watch?v=dDnrLv6z-mM
Als ich das bei der Physio erzählte, kam Katha selbst eine erfolgreiche Triathlonteilnehmerin auf die Idee, sie könnte mit mir den Hamburg Halbmarathon laufen. Sofort fingen wir an Pläne zu schmieden. Da wir beide mehrere Läufer kennen, wollten wir mit noch ein paar ALS Patienten einen Aufklärungslauf beim Halbmarathon starten. Ich war skeptisch, ob wir eine Starterlaubnis bekommen würden, Katha sah da kein Problem.
Zu Hause angekommen, schrieb ich den Veranstalter an, erklärte meine Krankheit und das ich immer ein sportlicher Mensch gewesen sei, und das heute sehr vermisse. Von den anderen erzählte ich erstmal nichts. Auch erwähnte ich, dass Katha eine trainierte Läuferin ist, und wir schon fleißig am trainieren sind. Die Absage kam am nächsten Tag, man erklärte mir, dass die Strecke nicht Rollstuhl gerecht sei und das es Ihnen leid täte, mir den Wunsch nicht erfüllen zu können. Mir fiel kein Streckenabschnitt ein, wo diese Strecke nicht Rolli gerecht sei, schließlich bin ich diese Strecke schon gelaufen.
Am nächsten Tag erzählte ich von der Absage im Olympiazentrum, es waren auch ein paar Sportler dabei, die die Strecke kannten. Faule Ausrede, also weiter eine Starterlaubnis fordern.
Abends schrieb ich gleich wieder eine Mail, wo ich fragte an welchem Streckenabschnitt die Strecke nicht Rolli gerecht sei. Ich erwähnte auch, das die Absage eine hitzige Diskussion im Olympiastützpunkt ausgelöst hat. Prompt bekam ich einen Anruf. Naja, richtig Rolli feindlich sei die Strecke nicht, aber die Gefahr beim Überrunden, bla,bla,bla. Nach längerer Diskussion gaben sie zu, dass sie keine Rollstuhlfahrer haben möchten. Von wegen der längeren Laufzeit der Veranstaltung und Mehrkosten, als wenn ein Rollstuhlfahrer als letzter durchs Ziel fahren würde. Wenn ein Rollifahrer sich für einen Start entscheidet, wird der mit Sicherheit den Ehrgeiz haben, nicht als letzter durchs Ziel zu kommen. Tja, war eine super Idee, scheiterte leider an Deutschlands Einstellung, nur gesunde Menschen in der Öffentlichkeit sehen zu wollen.
Im Mai habe ich wieder eine Reha beantragt, ich bin ja mit den anderen vom letzten Jahr verabredet. Jetzt Mitte Juli bekam ich die Genehmigung für 3 Wochen Reha, aber ach Du Schreck im Rehazentrum Hamburg. Was soll ich denn da??? Ich wohne in Hamburg. Dann als ich auf deren Website ALS-Amyotrophe Lateralsklerose eingab- kein Ergebnis unter dieser Suchanfrage!!! Das dachte ich mir, da es ja nur 2 Kliniken für ALS Patienten in Deutschland gibt. Bad Sooden-Allendorf und Höxter. Dann das zweite Argument bei den Erfahrungsberichten, nicht geeignet für Rollifahrer. Ein MS Patient ist nach drei Tagen wieder abgereist, da er mit dem Rollstuhl nicht zurecht kam.
Am Montag rief ich gleich beim Rententräger an, und erklärte die Sachlage. Ich sollte dann schriftlich erklären, warum ich in eine andere Klinik möchte. Das war schnell begründet, Fachklinik für ALS- Rollstuhl gerecht- Austausch mit anderen ALS Patienten- gute Erfahrungen aus dem letzten Jahr. Sofort zur Post gebracht, aber am Donnerstag war leider noch nichts auf dem Schreibtisch der Sachbearbeiterin. Ich bleibe am Ball.