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Gesundheitsamt

Aber wie immer im Leben kommt es darauf an, welche Sachbearbeiter man erwischt. Es gibt motivierte, die auch eine soziale Ader haben, wo man ein Mensch ist und nicht nur eine Fallnummer. Und es gibt die anderen, die ihre acht Stunden abreißen, nur das Nötigste machen und uns als Störfaktor ansehen.

Mein erster Termin war bei der Behindertenberatung (Gesundheitsamt). Eine sehr nette Frau, die mir zuhörte und mir auch die ersten Schritte erklärte. Sie hatte schon etwas von ALS gehört, und meinte auch leider, zu wissen das ich noch Zeit hätte, z.B. bei der Suche nach einer Wohnung. Da  ich aber merkte, wie schnell mein Laufen schlechter wurde, und Dr. Rosenkranz im St. Georg mir das bestätigte, dass meine ALS nicht zu langsam unterwegs ist, meldete ich mich in der gleichen Woche beim Wohnungsamt für eine barrierefreie Wohnung an. Auch beantragte ich einen Behindertenausweis, da dieser in Hamburg auf ein halbes Jahr Bearbeitungszeit kommt
.  Bei dem Gespräch gab sie mir auch den Tipp, immer wieder nachzufragen, ob mir Hilfe zusteht. Denn die Sachbearbeiter haben die Pflicht, einen über Gelder oder Sachleistungen auf Nachfrage aufzuklären, müssen uns aber nicht von allein darauf hinweisen, dass es diese Möglichkeiten gibt. Das Beste ist, man erkundigt sich entweder im Netz oder bei anderen Betroffenen, was einem zusteht, damit man die richtigen Fragen stellen kann. Es wird einem nichts geschenkt. Auch versorgte sie mich mit einem Buch für Behinderten, dort steht alles zum Schwerbehindertenausweis und z.B. Steuererleichterungen und vieles mehr drin. Auch gibt es dort ein Adressenverzeichnis mit vielen hilfreichen Anlaufstellen von Behörden und Selbsthilfegruppen. Diese Broschüre gibt es von jedem Bundesland, denn diese sind Ländersache.
Das eine Mitarbeiterin einen am Anfang der Erkrankung kennen lernt, kann auch von Nutzen sein. Bei mir kam diese eine Sachbearbeiterin auch zur Begutachtung meines Dringlichkeitsscheines. Wenn man beim Wohnungsamt einen Antrag stellt, kommt jemand vom Gesundheitsamt zu einem nach Hause, um die Wohnung zu begutachten. Ob man eine neue Wohnung benötigt, oder auch mit Umbaumaßnahmen die vorhandene Wohnung zu einer behinderten gerechte Wohnung verändert werden kann. In meinem Fall lagen 6 Wochen zwischen den beiden Begegnungen. Beim ersten Gespräch bin ich zu ihr ins Amt gefahren, als sie mich dann später zu Hause besuchte, war ich schon auf Gehhilfen angewiesen. Das hat sie ganz schön geschockt, und versprach mir meinen Antrag schnell zu bearbeiten.


Das Gesundheitsamt ist auch für uns zuständig, wenn es um den Antrag auf persönliche Assistenz geht. Den Antrag habe ich Anfang Februar gestellt, bisher hat sich noch keiner gemeldet (Stand April), aber sobald ich meine Erfahrungen gemacht habe, könnt Ihr auf der Seite privates Budget lesen.



Wohnungsamt

Da sich mein Gang Bild deutlich schnell verschlechterte, beantragte ich noch in der gleichen Woche meinen Dringlichkeitsschein (Paragraph 6). Dafür muss man zuerst einen Antrag ausfüllen, den man anschließend noch mit einer Sachbearbeiterin durch spricht. Sie fragen dann auch, ob z.B. eine Genossenschaftswohnung für einen in Frage kommt. Auch welche Stadtteile in Frage kommen. In meinem Fall gab es leider nicht allzu viel Sozialbau in meinem Stadtteil, also gab ich noch benachbarte Stadtteile an, aber alle nicht zu weit entfernt, da ich meine Therapeuten behalten wollte. Auch von meinen Freunden wollte ich nicht zu weit entfernen, dass kennt man ja, nach der Arbeit noch jemand besuchen, wird schwer wenn man erst mal 1 Stunden fahren soll. Bei meinem Erstkontakt hatte ich eine aufgeschlossene Sachbearbeiterin, die sich auch für meine Erkrankung interessierte, und Verständnis für meine Situation hatte. Auf Nachfrage, wie die Wartezeit aussehe, bekam die Auskunft Hamburg hätte nur 2% behinderten gerechten Wohnraum. Und die Wartezeit kann schon mal bis zu 1 1/2 Jahren ausfallen. Auch müssen Angehörige eines verstorbenen Behinderten nicht die Wohnung frei machen, worüber Sie sich sehr aufregte. Die Tragweite dieser Aussage wurde mir erst zu Hause bewusst. Vor allem haben die Angehörigen ja selber mal sehr lange auf eine Wohnung warten müssen. Zudem wird ihnen eine neue Wohnung zur Verfügung gestellt, und sie bekommen eine Umzugshilfe von über 3000,-€. Jetzt war der Antrag abgegeben und ich befand mich auf Platz 251 auf der Warteliste.
Zu Hause angekommen setzte ich mich an den PC und ging auf Wohnungssuche. Die Ernüchterung folgte, in Hamburg Barriere freien Wohnraum zu finden, dazu bezahlbar war einfach unmöglich. Wenn überhaupt eine 2 Zimmerwohnung im Angebot war, dann in einem Neubau und kostete mal eben 1.000,-€-1.200,-€ warm. Ich hatte zwar 30 Jahre durchgehend gearbeitet, aber das gab meine Rente nicht her. Danach versuchte ich es auch noch im betreuten Wohnen, ja selbst in Seniorenheimen, was nun wirklich nicht meinen Wünschen entsprach. Bei den Seniorenheimen kam gleich der Verweis auf mein Alter, mit 48 Jahren hätte ich keine Chance eine Wohnung zu bekommen. Und betreutes Wohnen fand ich sehr teuer, und die wenigen Einrichtungen hatten ellenlange Wartelisten. Ich blieb am Ball, und schaute alle paar Tage ins Netz, ob sich etwas ergeben würde. Ich fand dann einen Neubaukomlex mit Sozialwohnungen (§5-Schein), die nicht als Barriere frei ausgeschrieben waren, aber auf den Fotos danach aussahen. Mit dem Wohnungsangebot bewaffnet ging ich zum Wohnungsamt. Meine nette Sachbearbeiterin war leider nicht da, und ich wurde an einen Kollegen verwiesen. Gutgelaunt betrat ich sein Büro, stellte mich vor und erzählte von meinem Anliegen, und der Frage ob die Wohnung für mich geeignet wäre. Jetzt kam etwas mit dem ich nicht gerechnet hatte. Sein Kommentar lautete, "das ist ein Neubau!!! Und sie sitzen nicht im Rollstuhl, und es ist ja noch gar nicht klar, dass sie im Rollstuhl landen". Wer mich kennt, weiß dass ich nicht gerade auf den Mund gefallen bin, aber hier war ich sprachlos. Ich sagte nur, "bin ich kein Neubau wert?" und verabschiedete mich. Mit so einem zu diskutieren lohnt sich nicht. Auf drei Anfragen bei dem Vermieter der Wohnung bekam ich keine Antwort. Dann waren die Wohnungen auch nicht mehr im Netz angeboten.
Im September fing meine Reha an, und um kein Wohnungsangebot zu verpassen, gab ich meine Emailadresse an. Während der Reha kam dann auch tatsächlich ein Angebot herein. Leider eine Wohnung mit nur 47 qm Wohnfläche, und nach Rücksprache mit anderen Rollstuhlfahrern, die meinten das nicht immer die Größe entscheidend ist, sondern der Schnitt, rief ich bei der Hausverwaltung an. Die sagten mir dann aber gleich, dass Ihnen dort ein Fehler unterlaufen sei. Der Eingang hätte eine Stufe, und die Türen zum Schlafzimmer und Balkon wären nicht breit genug für einen Rollstuhlfahrer. Es wären schon zwei andere zur Besichtigung in der Wohnung gewesen, und wären enttäuscht nach Hause. Ich rief daraufhin gleich meine Sachbearbeiterin an, und klärte Sie auf. Sie versprach mir, dass zu überprüfen und dann die Wohnung aus dem Angebot zu nehmen. Und das große Warten ging weiter. Sobald ich nach der Reha im Oktober zu Hause war, und schon mit dem Rollstuhl unterwegs war, fuhr ich gleich zum Wohnungsamt. Mir war wichtig, dass meine Sachbearbeiterin mich im Rollstuhl sah, um die Dringlichkeit meiner Wohnungssuche zu sehen. Sie schaute gleich nach, ob Sie an dem Tag etwas Neues reinbekommen hatte. Leider war das nicht der Fall, also fuhr ich wieder nach Hause. In regelmäßigen Abständen von 14 Tagen besuchte ich Sie. Nach 2 Besuchen, sagte Sie zu mir ich könnte auch anrufen, ich bräuchte ja nicht jedes Mal persönlich zu kommen. Aber ich blieb bei meinen Besuchen, so dass Sie mich immer sah. Mit dem Laufen und Treppen steigen wurde es immer schwieriger. Im November flog ich mit Freunden 2 Wochen nach Ägypten, wo ich es genoss, keine Treppen steigen zu müssen. Mein Wohnungsproblem war mehr als einmal Gesprächsthema in unserer Runde. Wieder zurück in Hamburg, konnte ich nur noch einmal am Tag unter Höchstanstrengung meine Wohnung verlassen. Meine Panik, eines Tages gefangen in meiner Wohnung zu sein, verursachte bei mir heftigen Stress. Mehr wie 2 Stunden Schlaf in der Nacht war nicht mehr möglich, und keine Wohnung in Sicht. Ich überlegte mir Alternativen, ich könnte an die Presse, oder große Immobilien Unternehmer auf Ihr soziales Gewissen anschreiben. Öffentlich jaulen ist nicht so mein Ding, deswegen zögerte ich noch. Kurz vor Weihnachten war das Treppe steigen vorbei. Dann konnte ich nur noch auf dem Hintern die Treppe hoch, was sehr schmerzvoll war, da ich eine kaputte Schulter hatte. Aber da kam die ersehnte Post, eine 2-Zimmer Wohnung im schönen Wellingsbüttel. Ich rief sofort bei der Hausverwaltung an, bekam die Telefonnummer vom Vormieter. Da wurde auch gleich angerufen, und ein Termin für den folgenden Tag vereinbart. Die Vormieterin war in ein Pflegeheim gekommen, und ich sah mir die Wohnung mit Ihrem Sohn an. Die Wohnung wurde zum 01.03. angeboten, aber sie war eigentlich schon frei. Ich bat dem Sohn an, wenn ich früher in die Wohnung einziehen könnte, würde ich das Streichen übernehmen. Die Wohnung ist wirklich schön, hell und genug Platz für ein Leben mit Rollstuhl. Der einzige Haken, sie liegt direkt an einer 4-spurigen Straße, aber ich hätte sowieso jede Wohnung genommen. Und bei dieser musste ich nur diesen einen Abstrich machen. Also gleich wieder bei Vermieter angerufen, meine Ansprüche anmelden. Der war ganz überrascht, wie schnell ich besichtigt hätte. Ich erklärte ihm, dass es bei mir schon 5 nach 12 sei. Aber da die Wohnung 5 verschiedenen Bedürftigen angeboten wurde, wollte er noch warten. Außerdem musste ich noch die ganzen Unterlagen für die Anmietung einreichen. Das wurde aber auch noch am selben Tag alles per Mail und per Post verschickt. Von meinem derzeitigen Vermieter brauchte ich noch eine Bescheinigung, dass ich keine Mietschulden hatte. Meine Sachbearbeiterin kannte meine persönliche Lage, und schickte mir die Bescheinigung auch gleich zu mir. Sie meinte auch, dass es kein Problem sein sollte, für meine Wohnung einen Nachmieter zu finden, da ich ja auch 3 Monate Kündigungsfrist hatte. Als Ihre Bescheinigung bei mir eintraf, setze ich mich in den Bus und gab sie persönlich bei dem neuen Vermieter ab. Leider war der Sachbearbeiter, der für die Wohnung verantwortlich war nicht im Hause. Ich hatte aber ein nettes Gespräch mit einer Kollegin. Er rief mich dann abends an, und fand es schade mich nicht persönlich kennen gelernt zu haben. Dann kam die Erlösung, er gab mir die Wohnung, und erklärte mir, ich solle mit dem Sohn verhandeln, wann ich einziehen könnte. Leider konnte der Sohn meine Situation nicht nachvollziehen. Die Wohnung war fast leer, aber vor Mitte Januar wollte er sie mir nicht übergeben. Jetzt war ich so weit gekommen, und der Typ begriff nicht, wie eilig es bei mir war. Selbst ein Anruf vom Vermieter brachte nix, aber 15. Januar war absehbar.


Versorgungsamt

Meinen Antrag auf Behindertenausweis reichte ich auch gleich im Juli 2012 ein. Nach Rücksprache mit meinem Neurologen beantragte ich ein G, aG und ein B. Danach ging das große Warten los. Im Oktober nach der Reha fragte mich das Reisebüro, bei der wir die Reise nach Ägypten gebucht hatten, nach meinem Schwerbehindertenausweis. Da sie dann Sitzplätze für mich kostenlos und im vorderen Drittel reservieren könnten. Ich solle doch mal nachfragen, ob ich einen Vorläufigen bekommen könnte. Also ab zum Versorgungsamt, da wussten die Mitarbeiter nichts von einem Vorläufigen, und nach Nachfrage gab es die Aussage, dass es so etwas nicht gibt. Ich erklärte den Mitarbeitern wofür ich meinen Ausweis benötige, und erklärte auf Nachfrage meine Krankheit. Sie versprachen mir um eine zügige Bearbeitung, und ich war gerade mal 3 Stunden zu Hause als ich einen Anruf bekam, dass mein Schwerbehindertenausweis über 80% bewilligt wurde. Das ging ja mal schnell, und war mir dann auch einen Kuchen wert, den ich eine Woche später beim Versorgungsamt als Dankeschön vorbei brachte. Jetzt konnte ich auch für 60,-€ das ganze Jahr Bus und S- und U-Bahn fahren, und durch mein B auch eine Begleitperson umsonst mitnehmen. Im Flieger nach Ägypten bekam ich auch für eine Person eine kostenlose Platzreservierung dazu. Und ich sag Euch was, Fliegen mit Rolli ist absoluter Luxus. Du wirst zuvorkommend behandelt, darfst zuerst einsteigen, ok aussteigen als Letzter. Aber durch den Zoll und die Abfertigung wirst Du von Flughafenpersonal begleitet, und hast überall Vorrang. Wir kamen uns wie VIP's vor, an den langen Schlangen beim Einchecken einfach mal so vorbei. Jetzt wollen alle mit mir fliegen, bei diesem Luxus den ich zu bieten habe. Zurück zum Versorgungsamt, die geben einem auch eine Broschüre mit, in der steht welche Vergünstigungen man mit Schwerbehindertenausweis hat. Ich war ein wenig enttäuscht, ich hatte gedacht, dass ich günstiger, bzw. umsonst mit der Deutschen Bahn fahren könnte, da ich regelmäßig nach Berlin in das ALS Zentrum fahre. Bei der Deutschen Bahn bekommt man aber nur die Bahncard vergünstigt, und wenn man sieht wie schwer es ist mit Rollstuhl Bahn zu fahren, weiß man das die uns Rolli Fahrer eigentlich gar nicht haben wollen.